Emotionale Kontoführung: Wie ausgeglichen sind deine Beziehungen?
- Rients Goerbitz

- 23. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Okt.
Jeder kennt das Gefühl, in Beziehungen manchmal mehr zu geben als zu bekommen – sei es in der Partnerschaft, mit der Familie oder im Freundeskreis. Oft entsteht daraus das Empfinden, dass das emotionale Gleichgewicht gestört ist. Dieses innere „Buchführen“ über Geben und Nehmen wird als emotionales Kontenführen oder auch emotionales bilanzieren bezeichnet – eine nützliche Metapher, um die Dynamik unserer Beziehungen besser zu verstehen.

Das emotionale Kassenbuch: In welche „Konten“ investierst du?
Ähnlich wie in der Finanzwelt führen wir – oft unbewusst – eine Art Bilanz über unsere Beziehungen: Wir merken uns, wie viel Unterstützung, Zeit und Zuwendung wir erhalten (unsere „Vermögenswerte“) und wie viel Energie, Geduld und Hilfe wir investieren (unsere „Verbindlichkeiten“). Entscheidend ist der Saldo: Gibt es ein Gleichgewicht oder bist du ständig im Minus?
Ein Beispiel: Wenn du immer die Person bist, die Treffen organisiert und für andere da ist, aber selbst kaum Unterstützung erfährst, gerät das emotionale Konto schnell ins Defizit. Ohne rechtzeitige Korrektur droht „emotionaler Bankrott“.
Es geht dabei nicht darum, Beziehungen wie Geschäftstransaktionen zu betrachten, sondern darum, unausgesprochene Erwartungen und aufkommenden Groll rechtzeitig zu erkennen. Wer immer nur gibt und nie empfängt, läuft Gefahr, auszubrennen und enttäuscht zu werden.
Verschiedene Typen emotionaler „Konten“ und wie man sie pflegt
Nicht jede Beziehung funktioniert gleich. Manche sind wie ein Sparkonto – sicher und bereichernd. Andere gleichen einer Kreditkarte mit hohen Zinsen. Zu wissen, welche Art von Beziehung du führst, hilft dir, deine Energie sinnvoll einzusetzen.
1. Das überzogene Konto: Wenn du zum „emotionalen Bankautomaten“ wirst
Du bist der Kummerkasten für alle, doch wenn du Hilfe brauchst, ist niemand da. Manche Menschen nehmen ständig, ohne zu geben – oft aus Gewohnheit oder mangelnder Empathie. Hier hilft es, klare Grenzen zu setzen: „Ich höre dir gern zu, aber heute brauche ich selbst Unterstützung.“
2. Das Nullkonto: Transaktionale Beziehungen
Hier herrscht ein ständiges „Geben und Nehmen“, aber ohne echte Nähe – wie im Berufsleben oder bei flüchtigen Bekannten. Diese Beziehungen sind nicht schädlich, aber auch nicht erfüllend. Wer mehr Tiefe sucht, kann mit spontaner Hilfsbereitschaft oder ehrlichem Interesse neue Impulse setzen.
3. Das Guthabenkonto: Wo Gegenseitigkeit selbstverständlich ist
In diesen Beziehungen gibst du gern, weil du weißt, dass du im Bedarfsfall auf den anderen zählen kannst. Vertrauen und Großzügigkeit prägen diese Verbindungen – sie sind selten und wertvoll. Solche Beziehungen verdienen besondere Pflege, damit sie nicht vernachlässigt werden.
Wie kannst du deine „emotionale Bilanz“ prüfen?
Es geht nicht darum, jede Geste abzurechnen, sondern Muster zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern, bevor sich Frust oder Erschöpfung breitmachen.
Schritt 1: Überlege, welche Menschen dir Energie schenken und welche sie dir entziehen. Wer tut dir gut, wer raubt dir Kraft?
Schritt 2: Frage dich ehrlich, wie der Austausch läuft: Bist du immer der- oder diejenige, die sich meldet? Kommen deine Bedürfnisse zur Sprache oder geht es immer nur um die des anderen?
Schritt 3: Passe deine „Investitionen“ an: Widme mehr Zeit und Aufmerksamkeit den Menschen, die dich stärken, und ziehe klare Grenzen bei jenen, die dich auslaugen.
Typische Fehler beim emotionalen Kontenführen – und wie du sie vermeidest
Liebe ist kein Kredit: Erwarte nicht, dass Zuneigung immer erwidert wird. Gib aus freien Stücken, aber erwarte keine Rückzahlung.
Nicht auf Rückzahlung warten: Sprich deine Bedürfnisse offen an, statt sie zu verschweigen und auf ein Wunder zu hoffen.
Keine Energie verschwenden: Investiere nicht dauerhaft in Menschen, die deine Bemühungen nicht wertschätzen.
Emotionales Kontenführen soll nicht dazu dienen, Beziehungen kalt zu berechnen, sondern dich davor schützen, dich zu verausgaben und Enttäuschungen zu vermeiden. Die erfüllendsten Beziehungen sind die, in denen Geben und Nehmen im Gleichgewicht sind – ganz ohne Taschenrechner. Investiere vor allem in Menschen, bei denen Zuneigung ein gegenseitiges Geschenk ist und keine Schuld entsteht.
Wenn dieser Beitrag Lust gemacht hat, die eigene innere Stärke im Alltag weiterzuentwickeln, könnte ein achtsamkeitsbasiertes Stressbewältigungsprogramm genau das Richtige sein. Ich biete Kurse an, die speziell darauf ausgelegt sind, mehr Gelassenheit, Klarheit und Ausgeglichenheit im Berufs- und Familienleben zu fördern – wissenschaftlich fundiert und praxisnah.
Ob Stressreduktion durch MBSR, achtsames Elternsein mit Selbstmitgefühl oder Achtsamkeitstraining für den Joballtag: Hier finden Sie Unterstützung, um den Herausforderungen des Alltags mit mehr Ruhe und Wohlbefinden zu begegnen.
Weitere Informationen zu aktuellen Kursangeboten und Möglichkeiten zum unkomplizierten Austausch finden Sie auf aware.ooo
_edited.jpg)



Kommentare